Als ich mich letzten Winter im Letzten Hype über die Mainpost auskotzte, konnte ich gewiss noch nicht ahnen, dass die besagte Zeitung mit dem Konrad-Adenauer-Preis ausgezeichnet worden war. Seit ich wusste, welche Ehren unserer Lokalzeitung zuteil geworden waren, wurden mir die Augen geöffnet: Die vielen Stilblüten, die Art und Weise, mit der deutschen Sprache zu jonglieren wie ein Artist von Welt: Dies alles war mir vor meiner Erleuchtung nicht klar gewesen. Daher lasse ich heute nur die Überschriften der Mainpost sprechen, die das journalistische Sahnehäubchen eines jeden Artikels darstellen.
Stilblüten
Der Wahlkampf ist zuende, und allen war klar: „Marco Schneider- Kandidat mit Schokokuss-Kuchen“– den musste man einfach wählen. Wichtige Erkenntnisse lieferten den LeserInnen die Überschriften „Probezeit ist die Zeit zum Ausprobieren“ und „Unfall-Kuh kam aus Bullenheim“. Es bleibt tierisch, wobei bei der Überschrift „aggressiver Bulle büxte aus“ nicht klar zu erkennen ist, ob nun die menschlichen oder widerkäuenden Artgenossen gemeint sind. Animalisch geht es weiter, denn der „Spatzen-Drummer bot Speck an“, was er hoffentlich nicht „Unter Drogen, doch ohne Führerschein“ tat. Schauen wir in die schöne Rhön. „Rhönfreunde bekennen sich zu ihrer Identität- der Rhön“ war da zu lesen, und ich bin sehr froh, dass sich die Rhönfreunde nicht zum Spessart bekennen.
Wirklich wichtige Nachrichten
Damit alles seine Ordnung hat in der Region, geht die Polizei allen Straftaten nach. „Alk zum Abendessen“ geht gar nicht klar, ebensowenig wie die „Mettwurst im Hosenbund“. „Bulgaren auf den Weingut“ gab es ebenso wie „Salmonellen im kleinen Badesee“, „Marinierte Makrelen auf Holzkohlen gegrillt“ und „Australier in er Rhön“ . Und das schlimmste war wohl folgendes Vergehen: „Mann macht Mann an“. Bei soviel kriminellen Energie kann einem wirklich Angst und Bange werden. Zum Glück gab es nicht nur negative Nachrichten zu vermelden. „Wie oft steht Gott sei Dank in der Bibel?“ habe ich mich auch schon immer gefragt. Solange wir dies nicht wissen, sollten wir wirklich alle „Gottes ausgestreckte Hand ergreifen“. Genug des Metaphysischen. Die Festzeit hat begonnen und „das Kartoffelfest beigeisterte“. Leider ist „kein Apfel mehr am Baum“, ob dies etwas mit dem Ungeziefer zutun hat? Denn „den Ratten geht’s gut“. Was wir schon immer geahnt haben, bestätigt uns endlich die Mainpost: „Mittelmaß ist in Schweinfurt Trumpf“, auch deshalb, weil „Günther Beckstein: Ein Wahlkämpfer oben ohne“ da war. „Neues Geschirr“ hat nun die Euernhofer Feuerwehr, aber das wird ihnen auch nicht mehr helfen, wenn die „Rache der Hornissen“ über sie herein bricht.
Ja, genug des meisterhaften Journalismus meiner Lieblingszeitung, ich nehme nun am „Tag des Butterbrotes“ noch einen „Biss ins Butterbrot“, und nächtes mal werde ich auch „vorm glücklichen Ende einen geglückten Anfang“ wählen. Bis zur nächsten Presseschau.
Benjamin Böhm